Nadine

Nadine

Raus aus Long COVID

Nadine​

Mein Weg zurück ins Leben:
Wie ich Post-COVID hinter mir ließ

Hallo zusammen! Ich bin Nadine, und ich möchte euch heute meine Geschichte
erzählen – eine Geschichte, die im Mai 2022 begann und im Mai 2023 mit meiner
vollständigen Genesung endete.

Der Beginn meiner Post-COVID-Reise: Als alles Kopf stand

Es war der 3. Mai 2022, als mich Corona erwischte, wahrscheinlich auf dem Rückflug
vom Jakobsweg. Ich wachte mit Schüttelfrost und starken Erkältungssymptomen auf,
und der Test war sofort positiv. Die ersten drei Wochen waren extrem hart: Ich hatte
unglaubliche Glieder- und Knochenschmerzen, meine Haut tat weh, und Geruchs-
und Geschmacksverlust gehörten zum Alltag. Glücklicherweise blieben meine
Lungen verschont.

Nach drei Wochen dachte ich, das Schlimmste sei überstanden – wie bei einer
normalen Grippe. Doch ein Auftritt mit meinem Musikverein wurde zur Katastrophe.
In der vierten Woche erlitt ich meinen ersten „Crash“: Plötzlich bekam ich starke
Luftnot und landete im Krankenhaus. Dort fanden sie erhöhte Entzündungswerte,
aber keine klare Ursache. Mein Hausarzt schrieb mich krank, doch es wurde nicht
besser. Ich lag nur noch im Bett. Neue, beängstigende Symptome kamen hinzu:
schwankender Blutdruck, chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS/ME),
Belastungsintoleranz, immer wieder Luftnot und Kurzatmigkeit sowie schlimmer
werdende Gelenkschmerzen. Ich war extrem schwach, und jeden Tag tauchten neue
Beschwerden auf. Irgendwann sagte mein Hausarzt: „Das sieht stark nach Post-
COVID aus.“

Die Ungewissheit war das Schlimmste. Niemand wusste, wie es weitergeht. Die
Hoffnung, dass es nach ein paar Wochen besser wird, erfüllte sich bei mir nicht.

Auf der Suche nach Antworten: Mein Weg durch die Schulmedizin

Meine Hausärztin war eine große Unterstützung, auch wenn sie mir sagte, dass 12
Wochen Symptomdauer nach Corona „normal“ seien. Ich drängte auf Termine bei
Fachärzten. Ich bekam einen Termin in einer speziellen Lungenklinik, aber auch dort
konnte man mir nicht helfen, obwohl ich während der Untersuchung
zusammenbrach. Ein Internist, den ich wegen starker Brustschmerzen und
Herzprobleme aufsuchte, fand ebenfalls nichts Eindeutiges. Ich bin unendlich
dankbar, dass mich keiner der Ärzte in die psychische Ecke schob, sondern mir
glaubte.

Ich suchte weiter und bekam schließlich einen Termin in einer Post-COVID-Ambulanz
in Marburg. Ein glücklicher Zufall brachte mich in Kontakt mit einem Arzt aus einem
Labor. Inspiriert von Studien, die ich ihm zeigte, machten wir einen Kortisol-
Speicheltest. Das Ergebnis: Ich hatte zu wenig Kortisol. Er verschrieb mir Kortison,
und das war ein Wendepunkt! Zum ersten Mal seit Monaten konnte ich ohne
Probleme aus dem Bett aufstehen und morgens mit meinen Eltern am
Frühstückstisch sitzen.

Kortison half, war aber keine dauerhafte Lösung. Da die Schulmedizin an ihre
Grenzen stieß, wurde ich auf eine Selbsthilfegruppe aufmerksam. Der Austausch mit
anderen Betroffenen war unglaublich aufbauend und gab mir die Kraft, meinen
Instagram-Account „raus_aus_longcovid“ zu starten. Damals gab es kaum
Genesungsgeschichten, besonders nicht aus Deutschland.

In der Gruppe lernte ich zwei wunderbare Frauen kennen. Eine von ihnen empfahl
mir das Buch „Spontanheilung“ von Dr. Jeffrey Rediger. Das war der echte Beginn
meines Weges aus Post-COVID. Das Buch betonte immer wieder die Aktivierung der
Selbstheilungskräfte und verschiedene Säulen der Gesundheit.

Ganzheitliche Genesung: Meine Schlüssel zum Erfolg

Ich habe gelernt, dass Genesung ein ganzheitlicher Prozess ist. Hier sind die
wichtigsten Bausteine, die mir geholfen haben:

1. Antientzündliche Ernährung & Darmgesundheit

Das war der einfachste Schritt für mich. Ich habe komplett auf Zucker, Milchprodukte,
Gluten, Alkohol und Fertigprodukte verzichtet. Es war erstaunlich zu sehen, wie
meine Knochenschmerzen, die ich selbst mit Kortison noch hatte, durch die
Ernährung weniger wurden.

Das Thema Darmgesundheit ist für mich wahnsinnig wichtig geworden. Mein Darm
war durch die Erkrankung stark angegriffen, und ich habe ihn gezielt aufgebaut und
gestärkt. Du entwickelst in dieser Zeit ein ganz neues Bewusstsein für deinen Körper
und wirst viel feinfühliger.

2. Pacing (Energiemanagement)

Pacing war essenziell. Ich habe gelernt, auf die kleinsten Anzeichen meines Körpers
zu achten – sei es Augenzucken oder leichte Kopfschmerzen – und sofort eine
Pause einzulegen. Ruhe und Tiefenentspannung waren entscheidend, um „Crashes“
zu vermeiden.

3. Brain Retraining (Gehirntraining)

Ich habe kein teures Genesungsprogramm gemacht, sondern meinen eigenen Weg
gefunden. Ein wichtiger Teil war das „Brain Retraining“. Es ging darum, zu verstehen,
wie unser Gehirn, Schmerz und das Nervensystem zusammenhängen. Ich nutzte ein
kostenloses 7-Tage-Programm aus den USA und profitierte enorm vom Austausch
mit meiner „Recovery Buddy“, die selbst Gehirntraining gemacht hatte. Ziel war es,
mein Nervensystem zu beruhigen und den „Kampf-oder-Flucht“-Modus zu verlassen.
Bevor ich einen Termin hatte, redete ich mir ein, dass ich es schaffe. Währenddessen
sagte ich mir, dass alles in Ordnung ist, selbst wenn Schmerzen auftraten. Danach
praktizierte ich immer Tiefenentspannung, oft Yoga Nidra. Es ist wichtig, dem Körper
zu signalisieren, dass er nicht überreagieren muss.

Ich lernte auch, meine eigenen Stressfaktoren zu erkennen und bewusst damit
umzugehen. Rückblickend war mein Leben vor Post-COVID sehr stressig, auch
wenn ich es damals nicht so genannt hätte. Post-COVID hat mir gezeigt, wie wichtig
mein Kopf für die Genesung ist.

4. Schlafhygiene

Schlaf war anfangs ein Problem. Ich entwickelte eine vernünftige Schlafroutine: Eine
Stunde vor dem Schlafengehen nichts mehr essen und meine Gedanken vorher
aufschreiben, um den Kopf freizubekommen.

5. Langsame Bewegung

Bewegung war anfangs extrem schwierig, da ich monatelang im Bett lag. Ich begann
mit winzigen Schritten, wie 30 Sekunden Treppe rauf und runter. Mit zwei Frauen aus
der Selbsthilfegruppe gingen wir zu einer Yogalehrerin. Am Anfang legten wir uns nur
10 Minuten auf die Matte, streckten Arme und Beine und fuhren dann wieder nach
Hause. Es ist so wichtig, die kleinsten Fortschritte zu feiern und dankbar dafür zu
sein!

6. Die Grünlippmuschel – mein letztes Puzzleteil

Obwohl sich alles besserte, stagnierte mein Energielevel. Mir fehlte noch ein
Baustein. Dann traf ich glücklicherweise jemanden, der ebenfalls von Post-COVID
genesen war, und sie erzählte mir von der Grünippmuschel. Ich hatte Vertrauen zu
ihr, denn es passte zu meiner Frage, warum Kortison geholfen hatte und warum
meine Entzündungswerte erhöht waren. Sie erklärte mir die kleinen Entzündungen im
Blut, die man oft übersieht.

Ich probierte eine Kombination aus verschiedenen Vitalstoffen, darunter die
Grünippmuschel, aus. Und ich muss ehrlich sagen: Das war das letzte Zahnrad, das
mein Uhrwerk zum Laufen brachte! Ich konnte es kaum glauben! Ich war so frustriert
gewesen und wollte unbedingt wieder arbeiten. Über die Weihnachtsfeiertage nahm
ich die Produkte, und im Januar konnte ich tatsächlich zur Wiedereingliederung in
meine Firma zurückkehren. Alle waren überrascht, wie schnell es ging. Meine
Ernährung und mein Gehirntraining behielt ich bei, aber diese Komponente hat den
entscheidenden Unterschied gemacht. Nebenbei hat mir auch Akupunktur sehr
geholfen.

Mein Ziel: Hoffnung schenken und Erfahrungen teilen

Mein kompletter Genesungsweg dauerte ein Jahr. Im Mai 2023 konnte ich wieder
Vollzeit arbeiten, nachdem ich eine vierwöchige Reha gemacht und die
Wiedereingliederung sehr lange gezogen hatte. Das kann ich jedem nur empfehlen,
denn man muss auf seinen Körper hören. Genesung ist wie eine Bergwanderung: Es
gibt Höhen und Tiefen, aber es kommen auch wieder gute Zeiten.

Für mich ist es unglaublich wichtig zu zeigen, dass man aus Post-COVID
herauskommen kann. Ich habe meinen Instagram-Account gestartet, weil es am
Anfang so schwer war, Hilfe und andere Betroffene zu finden, die einen verstehen.
Es ist aufbauend, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist. Mein Ziel ist es, meine
Geschichte zu teilen, in der Hoffnung, anderen Betroffenen zu helfen.

Post-COVID war die schlimmste, aber auch die lehrreichste Zeit meines Lebens. Ich
habe unglaublich viel über meinen Körper und die Arbeit an mir selbst gelernt.

Mittlerweile gebe ich sogar Workshops und Yogakurse und verbinde dies alles zum
Thema Selbstheilungskräfte aktivieren. Dies ist mein ganz eigener Weg, und ich teile
meine Bausteine, weil ich hoffe, dass vielleicht ein kleiner Teil davon auch für jemand
anderen, der betroffen ist, hilfreich sein kann. Denn jeder Mensch ist individuell.

Gesundheit ist für mich nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern auch das
präventive Denken.

Ich bin dankbar für diesen Veränderungsprozess und dafür, was ich über mich selbst
und das Leben gelernt habe.

Ich hoffe, meine Geschichte gibt dir Mut und zeigt dir mögliche Wege auf. Denk
daran: Du bist nicht allein! Du findest mich jetzt auf Instagram unter
@nadine.busemann.