Johannes

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1 Jahr Long Covid und zurück – meine Reise

Johannes

1 Jahr Long Covid und zurück – meine Reise

Disclaimer:
Das hier ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und ersetzt keine medizinische Diagnose. Es ist auch kein Absolutheitsanspruch auf universelle Wahrheit. Was für mich funktioniert hat, muss nicht zwangsläufig für euch funktionieren. Ich würde mich jedoch freuen, wenn dieser Bericht als Inspiration für andere Leute dient, ohne irgendjemandem meine Ansichten aufzuzwingen zu wollen.

Es ist Mai 2025. Ich habe mittlerweile seit 10 Monaten Long Covid mit verschiedensten Symptomen. Ich habe eine 3-monatige Ernährungsberatung gemacht, spezialisiert auf Long Covid / Histaminprobleme / Mastzellaktivierungssyndrom, die mich mehrere tausend Euro gekostet hat. Ich habe ein leichtes Reha-Programm in Eigenregie angefangen, welches ich über Monate aufgebaut habe. Trotz all diesen Maßnahmen und unzähligen ärztlichen Untersuchungen hatten sich meine Symptomatiken jedoch nur zu ca. 50 % gebessert. Der Rest, der übrig geblieben ist, hat mich immer noch so stark eingeschränkt, dass ich mein Studium weiterhin pausieren musste, da seit meiner Corona-Infektion im Juni 2024 an ein Studium erstmal nicht zu denken war.

Meine Hauptsymptome zu der Zeit:

• Hoher Puls
• Hoher Blutdruck
• Kopfschmerzen
• Ganzkörperjuckreiz
• Histaminintoleranz
• POTS
• Sehprobleme (sehr angestrengtes Sehen, Schwierigkeiten beim Fokussieren)
• Und auch noch andere Symptome (könnte diese Liste noch weiterführen, aber man versteht ungefähr, was ich meine)

Eines Abends scrolle ich, schon im Halbschlaf und sehr müde, durch Reddit und sehe einen Long-COVID-Recovery-Erfahrungsbericht im dazugehörigen Subreddit. Ich lese ihn mir durch und konnte damit erst nicht viel anfangen. Was mich jedoch überrascht hatte, ist, dass unter diesem Post sehr viele negative Kommentare gestanden haben, die die Meinung des Autors diskreditieren wollten, weil er über einen psychosomatischen Ansatz versucht hatte, seine Long-COVID- Problematiken anzugehen – und damit auch scheinbar sehr gute Erfolge gehabt hatte.

Jedenfalls ließ es mich nicht los und irgendwas hat es mit mir gemacht, schließlich ich bin selber ins Grübeln gekommen, ob bei mir nicht ähnliche Faktoren im Spiel sein können, da mir in den Monaten zuvor immer mal wieder Situationen begegnet sind, die mir mindestens komisch vorkamen, was mein Symptomverhalten anbelangt. Beispiele würden hier jetzt den Rahmen sprengen, aber um es einmal generell zu sagen: Mir sind schon Sachen aufgefallen, dass Symptome teilweise in
Sekunden deutlich stärker und schlechter wurden, ohne erkennbare physische Ursache (außer mentalem Stress beziehungsweise Angst in der Situation).

Ich bin neugierig und schreibe den Autor des Posts per DM an und frage ihn nach weiteren Tipps. Er verwies mich auf einen Zeitungsartikel, den er gelesen hatte, sowie auf ein Interview mit einem amerikanischen Arzt namens Howard Schubiner. Ich gucke dieses Interview, und innerhalb von zwei Tagen hat bei mir vieles Klick gemacht. Meine Histaminproblematik hat sich wirklich im Handumdrehen in Luft aufgelöst. Die anderen Symptome sind zwar nicht auf magische Weise verschwunden, haben sich aber innerhalb von ein bis zwei Monaten rapide gebessert und kommen jetzt nur noch in (für mich subjektiv) stressigen Situationen zum Vorschein. Ich kam zu dem Schluss, dass da echt was dran sein könnte.

Das ist alles für mich sehr schwer zu erklären, weil ich da auch nicht der Experte drin bin, sowas zu kommunizieren. Vielleicht muss sowas auch jeder für sich selber irgendwie klarkriegen. Deswegen wird es mir auch im weiteren Verlauf hier sehr schwer fallen, irgendwelche Tipps zu geben, da ich der festen Meinung bin, dass jeder Long-Covid-Betroffene seine eigene Geschichte und seinen individuellen Verlauf hat.

Heute, zum Zeitpunkt dieses Berichts, bin ich die meiste Zeit komplett symptomfrei, habe allerdings hier und da immer noch Symptome wie Herzrasen, zwischendurch Kopfschmerzen und auch Schwindel – was bei mir aber eher am Stress vor sozialen Interaktionen liegt (zum Beispiel Arztbesuche, Freunde, die man lange nicht gesehen hat, oder Telefonate, die man führen muss). Ihr versteht, was ich meine.

Allgemein befinde ich mich noch im Gewöhnungsprozess an ein normales Leben, aber ich fühle mich jetzt schon wieder tausend mal besser und kann eigentlich wieder alles machen, worauf ich Lust habe.
Wenn ich Symptome habe, sind sie meistens so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind und ich lasse mich nicht mehr so schnell einschüchtern davon.

Was mir meiner Meinung nach am meisten geholfen hat (in zeitlicher Reihenfolge):

Ernährung

Ich habe meine Ernährung durch die Ernährungsberatung drastisch verbessert (zumindest meinem Empfinden nach – kann sich in einem Jahr auch schon wieder komplett geändert haben).
Ich habe meine Kalorienzufuhr und meine tierische Proteinzufuhr drastisch erhöht und esse jetzt viermal täglich eine volle Mahlzeit anstatt dreimal täglich. Hinzu kommt, dass ich aus einer Phase von teilweise kritischem Untergewicht komme, also seht den Kalorienüberschuss auch in dem Kontext.

Ich versuche mich zu 90 % aus unverarbeiteten und selbst zusammengestellten Lebensmitteln zu ernähren.
Hauptsächlich besteht meine Ernährung aus unverarbeitetem Fleisch, Eiern, Käse, Quark, Haferflocken, vielen Nüssen und Samen, Süßkartoffeln, roher Paprika, vielen Blaubeeren und Himbeeren und generell einfach sehr antioxidantienreichem Gemüse. Außerdem nehme ich hochwertiges Olivenöl sowie Omega-3, Vitamin D3 und Jod als Supplements.

Körperliche Rehabilitation

Dadurch, dass ich über die Monate meiner Long-Covid-Erkrankung immer weniger körperlich aktiv war und immer eingeschränkter wurde in dem, was ich machen konnte, hat meine körperliche Kondition auch immer weiter nachgelassen – bis irgendwann fast gar nichts mehr übrig war und ich den ganzen Tag nur noch müde war und eigentlich alles anstrengend war. Das änderte sich langsam, als ich das leichte Reha-Programm angefangen habe.

Falls es jemand genau wissen will: Ich habe mich an das CHOPS-Protokoll gehalten (findet man online, ist hauptsächlich für Leute mit POTS gedacht – das spielt meiner Meinung nach aber überhaupt keine Rolle, vor allen Dingen jetzt im Nachhinein für mich, aber ich finde, es ist trotzdem ein sehr solides Programm, wenn man anfangen möchte und man gar nichts kann). Es soll aber wohl auch noch einfachere Programme geben, falls das zu anstrengend ist.

Wie gesagt: Das ist keine Empfehlung, das Programm jetzt überhaupt nachzumachen. Keine Ahnung, ob das bei euch nicht vielleicht der komplett falsche Ansatz wäre.

Psyche

Mir sind die oben schon angerissenen Sachen klar geworden, und ich habe mich eingehend mit der Sachlage vom sogenannten Mind-Body-Syndrom beschäftigt, speziell in Bezug auf Long Covid – insbesondere von dem wundervollen Arzt Dr. Howard Schubiner, der für mich mittlerweile eine Art moderner Held ist.

Die Interviews findet ihr kostenlos auf YouTube, niemand muss für diese Informationen bezahlen (ihr müsst echt keine teuren Coaching Programme kaufen oder ähnliches). Ich kann sie wirklich jedem, der Ähnliches bei sich wenigstens für möglich hält, empfehlen, mindestens einmal anzuschauen.

Falls es jetzt jemanden gibt, der sagt, dass das alles Quatsch ist, was ich sage und dass Long Covid eine 100 % organische Ursache hat (bei manchen ist es vielleicht auch so), ist völlig okay. Ich bin nicht derjenige, der euch von XYZ überzeugen muss, auf irgendeine „Seite“ ziehen muss und ich akzeptiere es vollkommen, wenn jemand eine andere Meinung hat als ich. Ich stehe nur gerade auf der Seite der drastischen Besserung, worüber ich wirklich froh bin. Ich wollte lediglich meine anekdotische Evidenz zu dem Thema beitragen und ich hoffe, dass ich jemandem genauso helfen kann, wie mir der Betreiber dieser Webseite vor 4 Monaten geholfen hat.

An dieser Stelle möchte ich auch nochmal öffentlich einen sehr sehr herzlichen Dank an dich aussprechen, Volker! Du hast vielleicht aus deiner Sicht gar nicht so viel gemacht, außer mir einen Link zu einem Artikel und nem Interview geschickt, aber ich wüsste wirklich nicht, wie ich heute zurecht wäre, hättest du deinen Post nicht veröffentlicht und dem Hass der Reddit Community nicht getrotzt. Manchmal hat selbst Doomscrolling auf Social Media schwerwiegend positive Folgen für das eigene Leben!

Danke! Danke! Danke!

PS: Achso und ein Tipp vielleicht noch (der geht auch insbesondere an mich selbst). Falls ihr dann auch in der Situation seid, dass ihr euer Leben weitestgehend zurückgewonnen habt, kommt hoffentlich irgendwann der Punkt an dem ihr mit der Sache abschließen könnt und euch nicht mehr damit auseinandersetzt. Ich versuche nun nach diesem Bericht hier dasselbe zu tun und mich wieder den Freuden in meinem Leben zu widmen.

Viel Glück und gebt in jedem Fall niemals die Hoffnung auf, egal welche Meinung ihr habt! Ihr schafft das!!