Evi

Evi

Long Covid überwunden durch Nervensystem-Regulation

Evi​

Long Covid überwunden durch Nervensystem-Regulation

Kurze Zusammenfassung

Nach meiner vierten Covid-Infektion entwickelte ich typische Long-Covid-Symptome wie Brain Fog und Fatigue. Ich war etwa sechs Wochen lang nahezu vollständig bettlägerig und verbrachte bis zu 22 Stunden täglich im Bett. Recovery Stories (u.a. von Raelan Agle und Dan Buglio) gaben mir erstmals echte Hoffnung und leiteten meine Genesung ein. Durch Nervensystem-Regulation, Yoga Nidra, Akzeptanz der Symptome und Arbeit mit dem inneren Kind wurde ich innerhalb weiterer sechs Wochen symptomfrei.
Nach meiner ersten Symptomfreiheit hatte ich zwei Rückfälle („Crashes“), ausgelöst durch das Zurückfallen in alte Stressmuster. Jedes Mal dauerte es etwa drei Wochen, bis ich wieder symptomfrei war. Aktuell (Dezember 2025) bin ich seit rund fünf Wochen symptomfrei und fühle mich vollständig gesund. Ich arbeite wieder Vollzeit und mache Sport.

Ich möchte betonen, dass das nur meine Geschichte ist und was mir geholfen hat, nicht zwangsläufig allen anderen helfen muss.


Meine Geschichte

Die Infektion und der Beginn von Long Covid

Ich habe mich am 12.07.2025 auf meiner Hochzeit zum vierten Mal mit Covid infiziert.
Die akute Erkältungsphase war nach etwa einer Woche vorbei, doch Fatigue und Brain Fog blieben bestehen.
In den darauffolgenden sechs Wochen verbrachte ich etwa 22 Stunden täglich im Bett. Einerseits hatte ich kaum Energie, andererseits verschlimmerten sich meine Symptome deutlich, sobald ich nicht horizontal lag.

Meine Symptome waren:

– starke Fatigue
– Brain Fog
– Druckgefühl im Kopf
– Erinnerungsschwierigkeiten
– Depersonalisation und Derealisation
– ein Gefühl wie nach einer Gehirnerschütterung
– starke depressive Gedanken
– häufig ein stark agitierter Zustand, als wäre ich kurz vor einer Panikattacke
– gelegentlich Kopfschmerzen

Am belastendsten waren für mich die Kopfsymptome, da sie mir große Angst machten. Ich hatte noch nie eine Gehirnerschütterung, stellte mir aber vor, dass sie sich genauso anfühlen müsse.
Besonders erschreckend fand ich, wie schnell sich mein mentaler Zustand veränderte. Meine Hochzeit war der glücklichste Tag meines Lebens – während der schlimmsten Post-Covid-Phase dachte ich jedoch zeitweise, das Leben sei nicht mehr lebenswert.

Die Symptome waren nicht konstant, sondern fluktuierten stark. An manchen Tagen war ich so erschöpft, dass ich nicht aufstehen konnte, an anderen hatte ich etwas mehr Energie, dafür aber extremen Brain Fog. Damals verstand ich diese Schwankungen nicht, was meine Angst weiter verstärkte. Heute weiß ich, dass genau diese Symptomfluktuationen ein starkes Anzeichen für TMS sind.

Angst, Schonung und der Einfluss des Long-Covid-Subreddits

Ich hatte große Angst, mich zu bewegen, zu duschen oder mich zum Essen aufzusetzen, da sich die Symptome, insbesondere im Kopf, dabei verschlimmerten. Im Long-Covid-Subreddit hatte ich gelesen, dass Überanstrengung zu „Crashes“ führen kann, wovor ich panische Angst entwickelte. Meine Hausärzte rieten mir zwar zu Spaziergängen, doch bei jedem Schritt hatte ich Angst, zu viel getan zu haben. Ich weinte täglich und wurde immer überzeugter, dass dieser Zustand dauerhaft sein würde, da ich keinerlei Besserung wahrnahm.

Diese Angst wurde durch das Long-Covid-Subreddit weiter verstärkt. Ich beschrieb dort einmal meine Symptome, woraufhin mir mehrere Nutzer sagten, meine Prognose sehe nicht gut aus. Man verlinkte mir sogar eine große Populationsstudie (die ich hier bewusst nicht teilen möchte), die anhand der bisherigen Symptomdauer eine lange Krankheitsdauer prognostizierte.
Aus Angst vor Crashes zog ich mich immer weiter zurück und dekonditionierte meinen Körper zunehmend.

Der Wendepunkt: Recovery Stories und Hoffnung

Der entscheidende Wendepunkt kam an einem Sonntag, als im Long-Covid-Subreddit eine Recovery Story gepostet wurde. Ich stellte eine Frage dazu und bemerkte einige Stunden später, dass der Beitrag von den Moderatoren gelöscht worden war. Das erschien mir seltsam, was ich auch kommentierte.
Ein Nutzer – Volker, der Betreiber dieser Website – antwortete mir, dass seine eigene Genesungsgeschichte damals ebenfalls gelöscht worden sei. Er riet mir dringend, das Subreddit zu verlassen, da dort überwiegend Menschen aktiv seien, die nicht gesund würden. Ich sollte mich stattdessen gezielt mit Recovery Stories beschäftigen.

Dieser Hinweis leitete meine Genesung ein. Ich bin Volker unendlich dankbar dafür. Ich glaube ehrlich, dass ich ohne diesen Impuls bis heute im Bett liegen würde – vermutlich mit noch mehr Symptomen.

Nervensystem-Regulation als Schlüssel

Noch am selben Tag änderte sich meine Einstellung zur Krankheit grundlegend. In den Recovery Videos waren viele Betroffene deutlich schwerer krank als ich – und wurden trotzdem vollständig gesund. Das gab mir zum ersten Mal echte Hoffnung. Ich schaute mehrere Videos von Raelan Agle und erkannte eine gemeinsame Botschaft: Das Nervensystem beruhigen und keine Angst vor den Symptomen haben.
Allein durch diese neue Perspektive stabilisierte sich mein Zustand über Nacht. Die starken Symptomfluktuationen hörten auf, zurück blieb eine sehr ausgeprägte Fatigue. Heute verstehe ich, dass ich zuvor dauerhaft im Fight-or-Flight-Modus war. Mein Körper schüttete ständig Adrenalin aus, was die wechselnden Symptome verursachte. Als ich begann, mein Nervensystem zu beruhigen, fiel dieses Adrenalin weg – was sich zunächst wie ein „Energieeinbruch“ anfühlte.

In den folgenden Wochen bemerkte ich mehrmals, wie ich erneut in den Fight-or-Flight-Modus rutschte (erhöhter Puls, erhöhter Blutdruck). Mit Yoga Nidra und anderen Entspannungstechniken gelang es mir, wieder in den Rest-and-Digest-Modus zu kommen. Ich lernte auch, zwischen echter Energie und adrenalinerzeugter „Fake-Energie“ zu unterscheiden. Letztere fühlt sich kurzfristig gut an, führt aber später zu einem „Preis“, den man bezahlen muss.

TMS, Nervous System Regulation und Brain Retraining

Die Leser dieses Artikels wissen vermutlich bereits, was mit TMS, Nervous System Regulation und Brain Retraining gemeint ist. Deshalb beschreibe ich die Konzepte hier nur kurz.
Die Grundannahme von TMS ist, dass das Gehirn Symptome als eine Art Schutzmechanismus erzeugen kann – beispielsweise, um den Menschen von belastenden oder schwer zugänglichen Emotionen abzulenken. Nervous System Regulation umfasst verschiedene Techniken, mit denen dem Gehirn Sicherheit signalisiert wird. Wenn das Gehirn keine Gefahr mehr wahrnimmt, hört es auf, Symptome zu produzieren, da der vermeintliche Schutzmechanismus nicht länger notwendig ist. Brain Retraining beschreibt eine Sammlung von Methoden, die darauf abzielen, diese erlernten Stress- und Alarmreaktionen des Gehirns wieder zu verlernen bzw. umzuprogrammieren, sodass die Symptome nicht mehr entstehen.

In den Recovery Videos wird TMS von verschiedenen Betroffenen unterschiedlich beschrieben. Für mich hat folgende Metapher besonders gut funktioniert: Der Körper ist wie ein Haus, und das Nervensystem ist das Alarmsystem mit Rauchmeldern in jedem Raum. Bei TMS sind diese Rauchmelder überempfindlich eingestellt und schlagen bereits bei kleinsten Reizen Alarm – auch dann, wenn es gar keinen Rauch und kein Feuer gibt. Wenn zum Beispiel der Arbeitsdruck zu hoch ist, kann das Gehirn Brain Fog produzieren, um Arbeiten unmöglich zu machen. Wenn insgesamt zu viel Belastung vorhanden ist, erzeugt es Fatigue, wodurch man gezwungen ist, sich hinzulegen und auszuruhen. Die Lösung besteht dann nicht darin, verzweifelt nach dem Feuer zu suchen, sondern das überaktive Alarmsystem wieder herunterzuregulieren.

In meinem Fall wurde mir nach und nach klar, dass ich bereits seit Monaten unter erheblichem Stress stand. Der Hochzeitsstress in Kombination mit beruflichem Druck war schlicht zu viel, und Covid war letztlich der berühmte letzte Tropfen. Covid war damit der Auslöser, aber nicht die eigentliche Ursache meiner Erkrankung. Als ich durch Covid nicht mehr arbeiten konnte und krankgeschrieben war, lag ich zwar im Bett, stand innerlich aber weiterhin unter starkem Stress – vor allem durch die Symptome selbst und die massive Angst, dass es nie wieder besser werden würde.

Rückkehr ins Leben – und Rückfälle

Nachdem ich die Angst vor Crashes weitgehend abgelegt hatte, begann ich, meine Aktivitäten langsam zu steigern. Etwa zwei Wochen nach Beginn der Nervensystem-Arbeit konnte ich wieder Fahrrad fahren. Bei neuen Aktivitäten machte ich bewusst mitten in der Aktivität Yoga Nidra, um meinem Gehirn Sicherheit zu signalisieren. Insgesamt dauerte es etwa sechs Wochen, bis ich erstmals symptomfrei war.

Danach hatte ich zwei Rückfälle. Beide Male war ich in alte Stressmuster verfallen und hatte mich psychisch stark unter Druck gesetzt. Die Symptome kamen zurück, und es dauerte jeweils etwa drei Wochen, sie wieder loszuwerden. In meinem Fall ist psychischer Stress der klare Auslöser – nicht körperliche Belastung.

Heute, etwa fünf Monate nach Krankheitsbeginn, fühle ich mich vollständig gesund. Ich arbeite wieder Vollzeit, bin sportlich aktiv und war zuletzt sogar Ski fahren. Gleichzeitig weiß ich, dass ich wieder crashen würde, wenn ich mich dauerhaft übermäßig stresse. Meine Prioritäten haben sich verschoben: Gesundheit steht an erster Stelle.

Rückblickend war Long Covid für mich kein Zeichen eines dauerhaft geschädigten Körpers, sondern eines Nervensystems im permanenten Alarmzustand. Als ich gelernt habe, diesem System wieder Sicherheit zu geben, konnte Heilung stattfinden.

Was mir konkret geholfen hat

Veränderung meiner Einstellung gegenüber der Krankheit und den Symptomen:
a) Akzeptanz dessen, dass ich gerade eingeschränkt bin und
b) feste Gewissheit dessen, dass ich wieder komplett gesund werde.
Sofortiges Abmelden vom Long-Covid-Subreddit
Yoga Nidra, insbesondere der Kanal von Ally Boothroyd
Recovery Videos von Raelan Agle und Dan Buglio
Spaziergänge in der Natur
Visualisierung (mir konkret vorstellen, wie ich gesund Aktivitäten ausübe)
Arbeit mit dem inneren Kind: Ich habe dieses Lied gehört und mir dabei vorgestellt, dass ich mit meinem inneren Kind z.B. über eine Wiese spaziere oder in einem See schwimme.
Bei Symptomen bewusstes Reframing: „Das ist mein Nervensystem – nichts Gefährliches.“